Thomas Grechenig und Gerald Fischer von der Forschungsgruppe für industrielle Software an der TU Wien (INSO) beraten das BMWF und das BRZ bei der Umsetzung des E-Voting-Systems bei der ÖH-Wahl.
[„Gerald Fischer, Thomas Grechenig, Karin Kappel (v. l. n. r.)“ Quelle futurezone]
Heute kam in der Futurezone ein recht langes Interview mit dem klingenden Titel „E-Voting: Im Betriebssystem der Demokratie“ mit beiden heraus, hier einige Wortmeldungen:
Grechenig: [..] Veränderung bringt immer Vor- und Nachteile. Mit der Infrastruktur, die in dem Projekt ausgeliefert wurde, sind wir nicht an jeder Stelle glücklich. Aber wir gehen lieber offensiv damit um. Wir wollen daraus lernen und E-Voting lieber Stück für Stück sicher machen als irgendwann irgendetwas gezwungen zu schlucken, das man nicht selbst bewusst gestaltet und verbessert hat.
Fischer: Man kann zwar nicht sicherstellen, dass der PC [der Studierenden], auf dem der [Wahlsoftware-]Client läuft, sauber ist, aber man kann schon dafür sorgen, dass der Client selbst nicht manipuliert wurde. Das sind die Themen, die die größten Herausforderungen in diesem Projekt darstellen. [..] Wenn sich jemand nicht sicher ist, ob sein PC virenfrei ist, dann sollte er einfach die Papierwahl nutzen.
Grechenig: Den Wettlauf zwischen Virenprogrammierern und den Herstellern von Virenscannern kennt man. Irgendeine Malware wird es immer geben. [..] Die Sicherheitsprobleme im E-Voting sind lösbar.
Zum Thema Transparenz eine mutige Aussage:
Grechenig: Wenn der Bürger beziehungsweise der Wahlexperte, Verfassungsjurist, Parteienvertreter weiß, was er sich wünscht, dann gibt es aus technischer Sicht eine Lösung. Man könnte das dann im System berücksichtigen. Auch das Zählen der Stimmen. Sie können praktisch jeden realen Vorgang auch elektronisch „nachempfinden“. Aufwand und Nutzen sind natürlich abzuwägen.
Grechenig wünscht sich aber auch einen besseren (wöchentlichen) Informationsfluss von der Projektführung nach außen, dass sich Bürger und Experten über die Vorgänge informieren können.
Grechenig: Je mehr wir über das technische Verfahren des elektronischen Wählens in Erfahrung bringen, desto mehr Transparenz wird auch entstehen. Das ist heute noch nicht vorhanden.
Sicherheit ist offensichtlich eine Frage des Geldes:
Grechenig: Ich will jetzt nicht suggerieren, dass beim vorliegenden E-Voting ähnlich hohe Vorgehensstandards vorliegen wie in der deutschen Gesundheitstelematik. Wir können beim ÖH-E-Voting-Verfahren nicht ähnlich stringent vorgehen wie dort. Das ist ein Zwei-Milliarden-Euro-Projekt, das unvergleichlich komplizierter und größer ist. Wenn dort 300 Millionen Euro in die Sicherheit fließen, dann ist das ein gewaltiges Investitionspotenzial. [..] um eine ÖH-Wahl vernünftig sicherzumachen, würde ich eineinhalb Jahre vorher anfangen wollen und größenordnungsmäßig fünf bis sechs Millionen Euro investieren.
Wenn er Projektleitung, Vorgehensstandards und mangelndes Budget bemängelt, warum arbeitet Grechenig dann dort mit? Sind dem Herrn Professor die paar Tausender Honorarhemd näher als der demokratische Rock?