Vertreter der E-Voting-befürwortenden ÖHs der MUW, der VETMED Wien sowie der WU Wien haben sich heute zu einer Pressekonferenz versammelt – genau am selben Ort und zur selben Zeit, aber einen Tag vor der Pressekonferenz der E-Voting-kritischen ÖHs der TU Wien, Uni Graz und TU Graz morgen. Die zweite Pressekonferenz „Datenmissbrauch bei E-Voting“ war schon einige Tage früher angekündigt gewesen als die der Befürworter, daher handelt es sich um einen politischen Coup, um die Aufmerksamkeit von der kritischen PK abzulenken.
Zudem gehören heute alle drei ÖH-Vertreter Julia Straub, Manfred Buchner und Georg Haider der ÖVP-nahen ÖH-Fraktion AktionsGemeinschaft an, die nun Hahns Vorhaben deutlich unterstützen. Dass die befürwortenden ÖH-Vertreter von keinen technischen Unis kommen, da diese E-Voting ablehnen, ist auch bemerkenswert.
Bei der heutigen PK kam eigentlich nicht besonders viel Neues hervor, außer die üblichen Argumente und vagen (technischen) Angaben zu den ÖH-Wahlen. Es wurde klar gezeigt, dass die ÖHs keine einheitliche Meinung zu der Durchführen der Wahl haben. Interessant war auch das Statement der Vertreter der ÖHs, da alle drei beteuerten ihre Stimme über bei den kommenden Wahlen elektronisch abzugeben, was einen kleinen Widerspruch zu dem Ursprungsnutzen darstellt, da die Internetwahl immer als Wahlkanal für Studierende im Ausland argumentiert wird.
Nachtrag: Hier auch ein Bericht über die PK auf derStandard.at, in dem papierwahl.at als „Plattform von E-Voting-Gegnern“ erwähnt wird.
Die ÖHs der Uni Wien, TU Wien und TU Graz rufen zu einer regen Teilnahme an der morgigen Pressekonferenz im Wiener Café Landtmann um 10:00 auf.
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Zum selben Thema kam heute ein Statement der Grünen Wien: E-Voting nicht tragbar für die kommende ÖH-Wahl.
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Heute kam ebenfalls ein Bericht heraus, der die Sicherheitslücken des E-Voting-Systems des spanischen Herstellers Scytl (gesprochen „Saitl“) beleuchtet. Das Wahlverfahren dieser Firma, das bereits in Großbritannien und Finnland eingesetzt wurde, soll in Österreich in leicht abgeänderter Form eingesetzt werden:
„Begleitend zu den Wahlen wurden in Großbritannien und Finnland unabhängig voneinander Evaluierungen durchgeführt – jedoch mit dem Ergebnis, dass das System für geheime Wahlen „nicht geeignet“ ist, weil es Mängel und Sicherheitslücken aufweist [..] In den Evaluierungen wurde festgestellt, dass das Verfahren nicht funktioniert, denn trotz Verschlüsselung könne nachverfolgt und herausgefunden werden, welche Person welche Stimme abgegeben hat.“
Nachtrag: Der Bericht der Open Rights Group wie auch der Bericht der Electronic Frontier Finland betrafen übrigens Wahlcomputer und keine Internetwahlsysteme.
Der Artikel betont zudem nochmals den Interessenkonflikt, der durch die Zertifizierung des E-Voting-Systems durch das A-Sit besteht. Die Behörde, die maßgeblich an der Entwicklung der Bürgerkarte beteiligt war und daher ein hohes Interesse an der Verbreitung der Bürgerkarte hat, soll nun das System auf Herz und Nieren testen. Ob ein Prüfplan oder Zertifizierungsprotokolle offen gelegt werden, Wahlbeobachter an einer derartigen Zertifizierung teilnehmen dürfen und ob detaillierte Testergebnisse veröffentlicht werden, ist dadurch selbstverständlich fraglich.
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Naive Frage an die selbsternannte E-Voting-Widerstandsbewegung: Die vom Standard zitierten Berichte sind seit Jahren öffentlich zugänglich: Kannten Sie die (nicht)?
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@Abonnent der Neuen Freien Presse
Der Bericht der Open Rights Gruppe ist 2007 veröffentlicht worden und nimmt nur teilweise Bezug auf das System Pnyx von Scytl.
Der Bericht der ORG wurde übrigens bereits in meinem Buch erwähnt.
Aktuelle Videoclips von der heutigen Pressekonferenz finden sich hier:
http://wahltotal.at/questions/212
http://wahltotal.at/questions/213
http://wahltotal.at/questions/214
Bin dafuer dort noch mehr Fragen diesbezueglich zu posten, damit der Hr. Hahn ein bischen was zutun bekommt..
Des Hahns Antworten sofar:
http://wahltotal.at/answers/99
lg, georg
@electrobabe: Und warum erwähnen Sie dann diese doch immerhin recht heftigen Vorwürfe nicht auf dieser Webseite? Übrigens meinte ich den offiziellen Bericht von Actica im Auftrag der Electorate Commission, NGO-Papiere sind immer ein wenig zweifelhaft ;-)
Im Übrigen glaube ich, dass Sie den Actica-Bericht schlicht und ergreifend nicht kannten. In dem Buch ist er nicht erwähnt. Und er enthält doch hinreichend Sprengstoff.