E-Voting und Usability

Wie zu erwarten, wird es kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA nochmal spannend. Nicht nur in Bezug auf den neuen Präsidenten, sondern auch mit Problemen bei E-voting Systemen. So berichtet etwa die Huffington Post in einem Artikel [1], dass TV-Star Oprah Winfrey sich vorgestern über Probleme bei ihrer Stimmbgabe (early voting) beschwert hat:

It was my first time doing electronic, so I didn’t mark the X strong enough, or I held down too long. Because then when I went back to check it, it had not recorded my presidential vote

Das System hat also erstmal die Stimmabgabe nicht (richtig) erkannt. In dem dazugehörigen Video auf der Seite, berichtet sie unter anderem auch von einer Wartezeit von 1h 12min.
Oprah hat auf jeden Fall eine große Medienwirkung in den USA, was dem Thema jetzt nochmal einigen Aufschwung verleihen dürfte.

Aber nochmal zurück zu den anderen Problemen. Auch wenn sich das noch nicht wirklich nach einem schwerwiegenden Fehler seitens des Systems anhört, so spricht es doch einen wesentlichen Punkt an – nämlich die Usability, also die Benutzbarkeit des Systems durch den Endanwender. Darunter fallen Sachen wie, eine klare und einfache Benutzeroberfläche, ausreichend große Schrift und so weiter, die dem Wähler eine schnelle und eindeutige Stimmabgabe ermöglichen sollen. Der Papierstimmzettel sollte im Idealfall weitestgehend originalgetreu nachgebildet werden.

In diesem Bereich gab es auch jüngst bei den Kommunalwahlen in Brandenburg Probleme. Gerade älteren Menschen, die eine sehr große Wählergruppe darstellen, hatten sehr oft Schwierigkeiten die zu kleine Schrift auf den Displays lesen zu können. Daraus resultieren im Endeffekt eine gewisse Unsicherheit gegenüber der Technik, da sie sich nicht ohne weiteres bedienen lässt, aber auch längere Wartezeiten bei der Stimmabgabe. Dazu heisst es im Wahlbeobachtungsbericht [.pdf] des Chaos Computer Club unter anderem

Erstmals wurden in ausnahmslos allen beobachteten Wahllokalen massive Bedienungsschwierigkeiten festgestellt.
Trotzdem die Anforderungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt an die Wahlcomputer festschreiben, daß alle Angaben auf dem Tastentableau „gut erkennbar“ und „gut lesbar“ sein sollen, war dies in der Praxis nicht der Fall. Die Wahlcomputer wurden durchweg mit angehängten Leselupen in den Wahllokalen aufgestellt, da selbst für normalsichtige Menschen die winzigen Tastenbeschriftungen der Wahlvorschläge nicht ohne weiteres zu entziffern waren. Gerade ältere Menschen waren auch unter Zuhilfenahme der Lupen oft nicht in der Lage, ihren gewünschten Wahlvorschlag aufzufinden.

Die usability stellt neben der Sicherheit und Transparenz elektronischer Wahlsysteme, einen enorm wichtigen Faktor dar (siehe auch Human Factors). Dieser wurde jedoch anscheinend von den Herstellern bislang unterschätzt und in Folge dessen unzureichend umgesetzt.

Update:

Florian Rötzer fasst bei Telepolis auch nochmal zusammen, was aus Wählersicht so alles schiefgehen kann: Warum in den USA Wahlen eine Zitterpartie sind


[1] via fefe

weitere links
wp: early voting
wp: usability

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4 Antworten zu E-Voting und Usability

  1. Pingback: Kreationisten, Kürbisse und US-Wahlen: Blogschau (11/I)

  2. signof schreibt:

    Noch ein Video wo’s nicht funktioniert hat ;-)

  3. Pingback: e-voting und usability « murdelta

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